Kloster Magdenau
Zisterzienserinnenabtei

Unsere Vorbilder

Beatrijs von Nazareth (1200-1268)

Beatrijs wurde als das jüngste von sechs Kindern einer wohlhabenden Familie in Tienen (Flandern) geboren. Sie ging bei den Beginen in Zoutleeuw zur Schule und später bei den Zisterzienserinnen in Bloemendaal, wo sie mit 15 Jahren um Aufnahme bat. Auch ihr Vater, ihr Bruder und ihre Schwestern Christina und Sybille schlossen sich der Abtei Bloemendaal an und wurden 1221 gemeinsam mit Beatrijs in das neu gegründete Kloster Maagdendaal entsandt. Ab 1237 leitete Beatrijs als Priorin das Kloster Nazareth. Sie war mystisch begabt und verfasste eine Abhandlung "Von sieben Weisen der Minne". Das Wort "Minne" drückt bei ihr die glücklich machende Liebe aus, die der Mensch stufenweise von Gott empfängt, bis sein Fühlen, Denken und Handeln ganz von der göttlichen Liebe durchdrungen ist: "Und dann fühlt die Seele, dass alle ihre Sinne geheiligt sind in der Minne, dass ihr ganzer Wille Minne geworden ist, dass sie so tief versunken und ertrunken ist im Abgrund der Minne, dass sie selbst ganz Minne geworden ist." Beatrijs fand in der Mystikerin Ida von Nivelles eine verwandte Seele und stand dieser zeitlebens freundschaftlich verbunden. Sie führte ein Tagebuch, das verloren ging, aber von einem unbekannten Geistlichen in ihre Biografie eingearbeitet wurde.


Gertrud von Helfta (1256-1301/02)

Gertrud wurde vermutlich als Waisenkind dem Kloster Helfta zur Erziehung anvertraut. Sie war ein lebhaftes Kind, das gerne und leicht lernte, und eignete sich eine für ihre Zeit erstaunlich gute klassische Bildung an. Als junge Frau wurde Gertrud Nonne im Kloster Helfta, das damals dem Zisterzienserorden zwar nicht angehörte, aber nach seinen Gebräuchen lebte. Am 27. Januar 1281 erschien ihr "zu Beginn der Abenddämmerung" ein jugendlich wirkender Christus und sprach sie an. Gertrud verliebte sich in ihn, wie sie sich in einen attraktiven jungen Mann verlieben würde, doch gleichzeitig unendlich mehr, weil sie in seinem Herzen die eigentliche Quelle jeglicher Liebe entdeckte. In elegantem Latein zeichnete sie teils selber, teils ihre Mitschwestern ihre weiteren Visionen auf. Die Botschaft ihrer Texte ist, den Menschen die Liebe Gottes näher zu bringen: "Sie pflegte zu sagen: Alles, was sie aus der überströmenden Güte des Herrn umsonst empfange, scheinen ihr, solange sie es zurückbehalte und allein geniesse, wegen ihrer Niedrigkeit gleichsam im Kehricht verborgen zu liegen. Hatte sie aber jemandem Anteil gegeben, so schien es ihr, als habe sie den Edelstein mit Gold eingefasst." Gertrud starb im Kloster Helfta, das bereits in den Bauernkriegen des 14. Jahrhunderts völlig zerstört, aber 1999 wieder aufgebaut und besiedelt wurde.


Bernhard von Clairvaux (1090-1153)

Bernhard kam als Adeliger in Fontaine-lès-Dijon zur Welt und empfing bei den Kanonikern in Châtillon-sur-Seine eine gute Schulbildung. 1112 begeisterte er dreissig Freunde und Verwandte für den Eintritt in die Reformabtei Cîteaux und stand 1115 einer Gruppe seiner Ordensbrüder vor, die die Abtei Clairvaux gründeten. Als Abt lehrte er sie eine innige Frömmigkeit und bald verbreitete sich sein Ruf als mitreissender Prediger auch ausserhalb des jungen Zisterzienserordens. Bernhard wurde viele Male als Mittler und Schlichter zu Hilfe gerufen und war oft monatelang auf Reisen. Trotz seiner Abwesenheiten blühte die Abtei Clairvaux auf und gründete 69 Tochterklöster in ganz Europa. Bernhard verfasste zahlreiche Traktate über spirituelle Themen, kämpfte gegen die aufkommende Vorherrschaft der scholastischen Theologie und stand im regen Briefverkehr mit zahlreichen Persönlichkeiten seiner Zeit. Am Ende seines Lebens traf ihn schmerzlich das völlige Desaster des Zweiten Kreuzzuges, zu dem er im Auftrag des Papstes aufgerufen hatte. Besonders seine Schrift "Über die Besinnung" an Papst Eugen III. ist heute aktueller denn je: "Um aber aus der Besinnung Nutzen zu ziehen, rate ich dir vier Themen an, wie sie sich ergeben: dich (selbst), was unter dir, was rund um dich und was über dir ist. Bei dir setze mit deiner Besinnung an, damit du dich nicht nutzlos mit anderem beschäftigst und dich selber vernachlässigst. Was nützt es dir, wenn du die ganze Welt gewinnst, dich allein jedoch verlierst? ... Bei dir selbst muss also deine Besinnung beginnen — und nicht nur das, sie muss auch in dir ihren Abschluss finden. Wohin du in deiner Besinnung auch umherschweifst, rufe sie mit heilbringenden Früchten zu dir zurück. Du stehst für dich an erster Stelle, du an letzter."


Wilhelm von Saint-Thierry (1075-1148)

Wilhelm entstammte einer angesehenen Familie in Lüttich. Er erwarb eine gute Bildung in Lüttich und Reims und trat in die Benediktinerabtei Saint-Nicaise in der Nähe von Reims ein. 1118 lernte er Bernhard von Clairvaux kennen und war von ihm tief beeindruckt. 1121 wurde Wilhelm zum Abt von Saint-Thierry gewählt. Als er 1127 erkrankte, liess er sich in Clairvaux gesund pflegen, wo gerade auch Bernhard krank darnieder lag und gepflegt werden musste. Die beiden verbachten ihre gemeinsame Genesungszeit mit anregenden Gesprächen über das Hohelied, aber Bernhard erlaubte Wilhelm trotz ihrer Freundschaft nicht, Zisterzienser zu werden. Erst mit 60 Jahren legte Wilhelm sein Amt als Abt nieder und wurde Zisterzienser in der jungen Abtei Signy. Dort nahm man Rücksicht auf sein fortgeschrittenes Alter und erlaubte ihm Erleichterungen vom harten Klosteralltag. Wilhelm starb in Signy und hinterliess zahlreiche brillante Schriften zu spirituellen und theologischen Themen. Besonders oft wurde seine Einleitung ins monastische Leben abgeschrieben, die er als Brief an die Kartäusernovizen von Mont-Dieu verfasst hatte. Wegen seines tiefgründigen Inhalts und der vortrefflichen Sprache wurde dieser Brief, der eigentlich für die breite Öffentlichkeit gedacht wurde, "Goldener Brief" genannt. In unserer Zeit übersetzte der belesene Theologe Klaus Berger (1940-2020) mit seiner Frau Christiane Nord Wilhelms "Meditationen und Gebete" und seinen "Kommentar zum Römerbrief" und schrieb: "Wilhelm steht vor uns als Mensch, der sich durch die Wüste der Gottesferne hindurchkämpfen musste. In nahezu tabuloser Ehrlichkeit setzt er bedeutende Massstäbe für die Glaubwürdigkeit aller späteren Zeugnisse vom psychischen Drama des Menschen."


Weitere Vorbilder sind für uns viele andere Nonnen und Mönche, die zu verschiedenen Zeiten in Treue ihren Weg als Zisterzienserinnen und Zisterzienser gegangen sind.